3 Fragen an Nathalie Fontanet

Juin - 2025

Gast: Nathalie Fontanet, Staatsrätin

Haben Sie einen genaueren Einblick in die Auswirkungen der amerikanischen Entscheidungen auf die Arbeitsplätze in Genf?

Die amerikanischen Kürzungen sind Teil eines allgemeinen Trends des finanziellen Rückzugs. Mehrere tausend Arbeitsplätze sind davon betroffen, langfristig besteht das Risiko einer Fragmentierung des Systems. Unsere Sorge gilt insbesondere der Auslagerung essenzieller Funktionen, die eher aus Spar- als aus Effizienzgründen erfolgt.

Sie haben den Bundesrat sehr früh darauf angesprochen. Haben Sie inzwischen konkretere Signale bezüglich seines Engagements erhalten?

Es geht nicht nur darum, lokale Arbeitsplätze zu verteidigen. Das Erbe eines Wertesystems steht auf dem Spiel, das Teil der Identität unseres Landes ist. Die Schweiz muss den Ernst der Lage erkennen und ein starkes Signal setzen. Wir haben dem Grossen Rat am 21. Mai ein konkretes Projekt vorgelegt. Es soll die Akteure des internationalen Genfs bei der Bewältigung der strukturellen Herausforderungen infolge der aktuellen Krise unterstützen und wurde in Abstimmung mit dem EDA erarbeitet. Es sieht die Gründung einer Stiftung vor, die gemeinsam vom Kanton Genf und der Hans-Wilsdorf-Stiftung ins Leben gerufen und von beiden mit je 25 Millionen Franken ausgestattet wird. Die Aufgabe dieser Stiftung namens Fondation pour l’adaptation de la Genève internationale (FAGI) wird es sein, angesichts des Bedarfs zusätzliche Mittel zu beschaffen.

Sie haben auch die Notwendigkeit von Reformen für das internationale Genf angesprochen. Haben Sie dazu eigene Vorschläge?

Wenn die Reformen von den Organisationen selbst und ihren Mitgliedern ausgehen sollen, müssen wir ihnen die dafür notwendige Zeit geben. Zugleich können wir innovative, digitale und kollaborative Lösungen anbieten, darunter neue Finanzierungsmodelle. Die Schweiz sollte sich als Ideenlabor für den Multilateralismus von morgen positionieren. Trotz der hohen Lebenshaltungskosten bleiben unsere Stärken bestehen: eine reibungslose Koordination der Gastgeberbehörden, ein leistungsfähiger Flughafen und eine beispiellose Vielfalt an Akteuren, insbesondere aus dem akademischen Bereich.

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